Prüfungen mit AD(H)S und Autismus: Wie kann ich mich besser vorbereiten?

Prüfungen mit ADHS oder Autismus – warum sie oft so schwierig sind (und was hilft)

Prüfungen sind für viele stressig – doch für neurodivergente Erwachsene mit ADHS oder Autismus können sie zur echten Belastungsprobe werden. Warum das so ist und welche Strategien bei Prüfungsangst wirklich helfen, erfährst du hier.

Warum sind Prüfungen mit ADHS oder Autismus oft so herausfordernd?

Für viele neurodivergente Menschen ist eine Prüfungssituation mehr als nur ein Leistungstest – sie kann zum Härtetest für Konzentration, Reiz-verarbeitung und Selbstregulation werden. Typische Belastungsfaktoren bei Erwachsenen mit ADHS oder Autismus-Spektrum-Störung (ASS) sind:

  • Konzentrationsprobleme und impulsives Gedankenkreisen

  • Innere Unruhe, Versagensangst oder Prüfungsblockaden

  • Reizüberflutung durch Lärm, Licht oder soziale Signale

  • Unklare Aufgabenstellungen oder Stress durch Zeitdruck

  • Blackouts, obwohl das Wissen vorhanden ist

Viele dieser Schwierigkeiten haben nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun – sondern mit neurodivergenten Verarbeitungsmustern, die im klassischen Prüfungskontext oft zu kurz kommen.

Was hilft bei Prüfungsangst und Überforderung?

1. Strukturierte Vorbereitung

Ein klarer Lernplan mit realistischen Etappen, festen Pausen und visuell greifbaren Zielen kann helfen, den inneren „Zettelkasten“ zu sortieren. Besonders wirksam sind:

  • Mindmaps, Karteikarten oder Lernposter

  • Timer-Apps zur Zeitstrukturierung

  • Kurze, fokussierte Lernphasen mit festen Wiederholungen

2. Nachteilsausgleich nutzen

Mit einer fachlich gesicherten ADHS- oder Autismus-Diagnose kann ein Nachteilsausgleich beantragt werden – z. B.:

  • Verlängerte Bearbeitungszeit

  • Prüfungen in Einzelräumen

  • Alternativen zu schriftlichen Prüfungen (z. B. mündlich oder praktisch)

Mehr dazu im Artikel: Nachteilsausgleich bei ADHS und Autismus

3. Selbstfürsorge als Prüfungsstrategie

  • Reizreduktion vor dem Prüfungstag (z. B. ruhige Umgebung, geregelter Tagesablauf)

  • Ausreichend Schlaf, bewusste Ernährung und Bewegung

  • Entlastende Routinen, z. B. Vorbereitung der Prüfungstasche am Vortag

Nicht jede Prüfung muss gleich ablaufen

Menschen mit ADHS oder Autismus verarbeiten Informationen oft anders – sie denken assoziativer, visueller oder benötigen mehr Kontext.

Ein häufig gehörter Satz:
„Ich wusste die Antwort – aber ich habe die Frage nicht verstanden.“
Das hat nichts mit Intelligenz zu tun, sondern mit einer anderen Wahrnehmung und Reizverarbeitung.

Individuell angepasste Prüfungsformate können hier helfen, Chancengleichheit herzustellen – und das echte Potenzial sichtbar zu machen.

Fazit: Prüfungen bei ADHS oder Autismus sind kein IQ-Test.

Wenn du bei Prüfungen an deine Grenzen kommst, bedeutet das nicht, dass du „nicht belastbar“ bist – sondern dass du andere Bedingungen brauchst, die zu deinem Denken und Wahrnehmen passen.

Im NeuroBalance-Blog unterstützen wir Erwachsene mit ADHS, Autismus oder Hochsensibilität (HSP) dabei, ihre neurodivergenten Merkmale besser zu verstehen – und Wege zu finden, wie sie im Alltag und in Prüfungssituationen gestärkt werden können.

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